Wenzel Jaksch: Zu einem befriedeten Europa gehört auch ein deutsches Sudetenland


zit. aus Das Grußwort von Wenzel Jaksch, dem Präsidenten der Sudetendeutschen Bundesversammlung, in: Sudetendeutscher Tag in Stuttgart 31.5.-3.6.1963, Festprogramm, München 1963, S. 16.

Die Beharrlichkeit wird siegen!

Sind unsere Sudetendeutschen Tage Nachklänge einer bitteren Vergangenheit oder Bausteine zu einer besseren Zukunft? Die Antwort auf diese Frage ist einfach: Solange noch um die Wiederherstellung des Rechts gekämpft wird, gibt es auch Hoffnung auf den Sieg des Rechts. Je mehr ich in die größeren Zusammenhänge Einblick gewinne, desto stärker wird meine Überzeugung, daß die Sudetenfrage ein unlösbarer Bestandteil des europäischen Schlüsselproblems Böhmen ist. Böhmen in russischer Hand bedeutet eine dauernde Dreiteilung Deutschlands. Ein rein slawisches Böhmen bliebe ein Hindernis der Einigung Europas, weil damit dem Panslawismus jeder Provenienz gestattet wäre, Österreich, Ungarn, Rumänien – und auch Polen! – unter Druck zu setzen. Eine kommunistische Dauerherrschaft in Böhmen bedeutet ferner den Untergang des tschechischen Volkes. Es könnte als Sprachgemeinschaft weiterleben, aber seine Seele würde bolschewisiert, russifiziert, das heißt bis auf den Grund zerstört. Unter den Gegenkräften, die eine solche Entwicklung verhindern wollen, stehen die heimattreuen Sudetendeutschen an vorderster Stelle. Es war der Wille der Geschichte, daß Böhmen (das Schwesterland Mähren inbegriffen) ein Zweivölkerland wurde, wie es die Steine von Prag und Brünn, Budweis und Olmütz verkünden.

Darum sei allen gesagt, die von Europa reden: zu einem befriedeten Europa gehört auch ein deutsches Sudetenland.

Niemals ist die Erfüllung eines geschichtlichen Auftrages eine bequeme Sache gewesen. Kräfte sind am Werk, die unseren Rechtskampf verhöhnen und in die Herzen unserer Landleute Zweifel säen wollen. Im Ringen mit ihnen soll sich unsere größere Seelenstärke bewähren.

So mündet jedes, auch das kleinste Opfer für unsere gute Sache in den mächtigen Strom eines geschichtlichen Wollens, der das Schifflein unserer Hoffnungen der Zukunft entgegenträt.

Guten Mutes wollen wir uns daher in Stuttgart versammeln, in Eintracht und Treue. Die Stunde der deutschen Patrioten wird kommen. Die Beharrlichkeit wird siegen!